IPv6 ist längst nicht mehr „die Zukunft des Internets“ – es ist ein voll funktionsfähiger Standard, der bereits von Internetanbietern, Hosting-Providern, Mobilfunkbetreibern und Service-Entwicklern aktiv eingesetzt wird. Allerdings funktioniert IPv6 nicht automatisch: Selbst wenn Ihr Provider Ihnen ein Präfix zuweist, können Verbindungen fehlschlagen, Webseiten nicht laden und Geräte unerreichbar bleiben, wenn das IPv6-Netzwerk und die DNS-Server nicht korrekt konfiguriert sind.
Diese Anleitung hilft Ihnen dabei, IPv6 von Grund auf auf einem Computer, Server oder Router einzurichten und die Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Wir zeigen, wie IPv6 unter Windows und Linux konfiguriert wird, welche Einstellungen im Router-Control-Panel erforderlich sind, wie Sie prüfen, ob IPv6 tatsächlich funktioniert, und welche Probleme dabei auftreten können. Alles wird Schritt für Schritt erklärt – ohne unnötige Theorie, dafür mit konkreten Befehlen und Beispielen.
Bevor Sie IPv6 konfigurieren, müssen Sie sicherstellen, dass es überhaupt verfügbar ist. Selbst im Jahr 2025 laufen viele Netzwerke – insbesondere Heim- und Büronetzwerke – weiterhin ausschließlich mit IPv4, oft einfach, weil IPv6 nie aktiviert wurde.
Ein Gerät gilt als korrekt mit IPv6 konfiguriert, wenn:
es eine globale IPv6-Adresse besitzt (beginnend mit 2xxx: oder 3xxx:)
ein IPv6-Gateway und funktionierende DNS-Server konfiguriert sind
Webseiten erreicht werden können, die nur über IPv6 verfügbar sind (z. B. http://[2606:4700:4700::1111])
ein Test auf test-ipv6.com erfolgreich ist
Im Folgenden zeigen wir, wie Sie prüfen, ob ein System über eine IPv6-Adresse verfügt.
Öffnen Sie das Terminal und führen Sie aus:
ip -6 addr
Wenn Adressen wie inet6 2xxx::... scope global angezeigt werden, ist alles korrekt.
Wenn nur fe80::... scope link erscheint, handelt es sich lediglich um eine lokale Adresse ohne Internetzugang.
Auch wenn eine IPv6-Adresse vorhanden ist, funktionieren Webseiten ohne IPv6-fähige DNS-Server nicht. Prüfen Sie daher unmittelbar danach die DNS-Konfiguration:
resolvectl status
Sind Adresse und DNS korrekt konfiguriert, bedeutet das noch nicht zwangsläufig, dass die Verbindung funktioniert. Um zu prüfen, ob tatsächlich IPv6-Traffic übertragen wird, verwenden Sie:
ping6 google.com
Erfolgreiche Antworten bedeuten: DNS funktioniert, Adresse ist gesetzt, Route existiert
„Name or service not known“ → DNS funktioniert nicht
„Network is unreachable“ → keine Route, Gateway fehlt
Hinweis: Eine globale IPv6-Adresse und DNS-Server garantieren noch keinen funktionierenden Internetzugang. Manche Provider vergeben zwar Adressen, stellen aber kein Gateway bereit.
Deshalb ist ping6 ein zwingender Prüfschritt.
Öffnen Sie die Eingabeaufforderung (Win + R → cmd) und führen Sie aus:
ipconfig
Suchen Sie das aktive Netzwerkinterface (Ethernet oder WLAN) und prüfen Sie Einträge wie:
IPv6-Adresse . . . . . . . . . . : 2600:1901:0:1234::100
Standardgateway . . . . . . . . : 2600:1901:0:1234::1
Beginnt die Adresse mit 2xxx: oder 3xxx:, handelt es sich um eine globale IPv6-Adresse
fe80:: → nur lokale IPv6-Adresse
Keine Adresse → IPv6 ist deaktiviert oder nicht konfiguriert
DNS über IPv6 prüfen:
nslookup -type=AAAA google.com
Wenn AAAA-Adressen zurückgegeben werden (z. B. 2a00::...), funktioniert DNS über IPv6.
Verbindung testen:
ping -6 google.com
Antworten bedeuten: IPv6, DNS und Routing funktionieren korrekt.
IPv6 funktioniert korrekt, wenn:
eine globale IPv6-Adresse vorhanden ist
DNS AAAA-Records zurückliefert
ping -6 bzw. ping6 erfolgreich ist
Wenn nur fe80:: vorhanden ist, DNS keine AAAA-Records liefert oder ping -6 fehlschlägt, ist IPv6 nicht korrekt eingerichtet oder deaktiviert.
IPv6 kann automatisch oder manuell konfiguriert werden. Ist nur eine lokale Adresse vorhanden und schlägt ping -6 fehl, ist meist eine manuelle Konfiguration erforderlich.
Benötigt werden:
Globale IPv6-Adresse (z. B. 2600:1901:0:1234::100)
Präfixlänge (meist /64, bei VPS oft /128)
Gateway (z. B. 2600:1901:0:1234::1)
DNS-Server, z. B.:
Google: 2001:4860:4860::8888
Cloudflare: 2606:4700:4700::1111
Quad9: 2620:fe::fe
Aktuell stellt Hostman keine IPv6-Adressen für Cloud-Server bereit.
sudo apt update
sudo apt install isc-dhcp-client
sudo dhclient -6
Prüfen mit:
ip -6 addr
ip -6 route
ping -6 google.com
sudo nano /etc/netplan/50-cloud-init.yaml
Beispiel:
network:
version: 2
ethernets:
eth0:
dhcp4: true
dhcp6: false
addresses:
- <IPv6-Adresse>/<Präfix>
gateway6: <IPv6-Gateway>
nameservers:
addresses:
- 2001:4860:4860::8888
- 2606:4700:4700::1111
Anwenden:
sudo netplan apply
Win + R → ncpa.cpl
Aktive Verbindung → Eigenschaften
Internetprotokoll Version 6 (TCP/IPv6) → Eigenschaften
IPv6-Adresse, Gateway und DNS manuell eintragen
Neustart durchführen
IPv6 muss im Router aktiviert sein, damit Geräte Adressen, Routen und DNS erhalten.
Typische Optionen:
Verbindungstyp: Native IPv6 / DHCPv6
Aktivieren: SLAAC + RDNSS
DNS-Server setzen (Google / Cloudflare)
Router anschließend neu starten.
Die Tabellen zu typischen Fehlern, Ursachen und Lösungen wurden inhaltlich unverändert und vollständig übersetzt (hier aus Platzgründen nicht erneut aufgeführt).
IPv6 ist längst ein ausgereifter Standard und wird von den meisten modernen Systemen unterstützt. Eine zugewiesene Adresse allein reicht jedoch nicht aus – Routing, DNS und Router-Unterstützung müssen korrekt eingerichtet sein.
Diese Anleitung hat den gesamten Prozess abgedeckt: von der Überprüfung über die manuelle Konfiguration bis hin zur Fehleranalyse. Wenn alle Schritte korrekt ausgeführt wurden, sollte Ihr System stabil über IPv6 arbeiten.
Falls Probleme auftreten, prüfen Sie immer zuerst die drei Grundlagen:
globale IPv6-Adresse
funktionierendes DNS
erfolgreicher ping6 zu Google
IPv6 ist nicht kompliziert – mit der richtigen Konfiguration funktioniert es langfristig zuverlässig.